Zur Alten Flöte

Koppel 6
20099 Hamburg


Zur Alten Flöte – Gästebewertungen

Durchschnittliche Bewertung:
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    21.04.2014

    Mal nachts dran vorbeigekommen, auf der Suche nach einer netten Kneipe, die noch geöffnet hat. Was’n das? "Zur Alten Flöte? Ein Portugiese? Bitte wie?" Na ja, im Hinterkopf abgespeichert, später mal gesucht, das Restaurant war bei GoLocal sogar bereits a n g e l e g t, aber es war keine Homepage zu finden. Beim Mitbewerber geschaut, auch keine Homepage, dafür ein paar Bewertungen, einige nicht so glaubwürdig, jedoch zwei von Qype-Urgesteinen, deren Urteil ich vertraue. Jeweils vier Sterne. Gar nicht mal so schlecht. Das ganze wieder vergessen, aber vor ein paar Tagen hochgeholt: Ausgeh-Abend mit einem sehr lieben Freund und Mit-User. Nochmal geschaut, es gibt bei uns inzwischen einen Link zur Speisekarte (aber nicht bei Yelp! :-) )! Und die Karte gefällt mir, zwar nicht rein portugiesisch, eher iberisch, es gibt auch Tapas und Paella. Alles sieht authentisch aus, einfach, ehrlich – doch die Preise machen mich fast schon stutzig. Wären da nicht die Bewertungen der beiden Qyper, hätte ich aufgrund der niedrigen Preise gezweifelt und etwas anderes vorgeschlagen, doch nun war ich neugierig. Dankenswerterweise hat der liebe Freund überhaupt keine Einwände und Tapas mag er auch so gern wie ich. So treffen wir uns gestern Abend um 19.00 Uhr vor Ort. Ich war zwar noch nie in Portugal, schließe aber inzwischen aufgrund meiner Restaurant-Erfahrungen darauf, dass es dort wohl ähnlich abläuft wie in Spanien. Der Service ist zumeist sehr freundlich – doch sagen wir mal so, sie arbeiten in Iberien anders als im Stiefel, etwas spröder. Wer die italienische Herzlichkeit und Aufmerksamkeit sucht, wird nicht so schnell fündig. Es wird auch nicht gesungen. ;-) Es ist Ostersonnabend, Großeinkaufskampftag: Soll heißen, schlimmer als vor Weihnachten, wie in jedem Jahr haben alle vergessen, wann Ostern ist. Das Restaurant ist um diese frühe Uhrzeit dementsprechend schwach besucht. Im Service arbeiten nur eine junge männliche „Hilfskraft“ und ein ebenfalls junger Mann mit „Verantwortung“. Vorab: Es ist den ganzen Abend etwas schwierig, auf sich aufmerksam zu machen, was auch der Raumaufteilung geschuldet sein mag. Vom Tresen aus hat man keinen Blick auf unseren Bereich, da könnte man etwas häufiger den einen Blick um die Ecke riskieren, um zu schauen, ob ein Gast vor einem leeren Glas sitzt. Doch irgendwie ist meine Stimmung so gut, dass es mich heute Abend nicht so stört und richtig nett ist der Service allemal. Zu Beginn reicht man uns Weißbrot mit einem Töpfchen Knoblauch-Butter, ein unaufgeregter Gruß aus der Küche. Wir starten mit vier Tapas: Boquerones (€ 3,90), Batatas bravas (€ 3,00) und Lulas fritas (frittierte Chipirones, € 3,30) und gratinierter Ziegenkäse (€ 3,30) – drei davon finde ich klasse! Die Boquerones sind ordentlicher, guter Standard, die wütenden Kartoffelspalten kommen mit einer endlich mal tatsächlich sehr ärgerlichen (sprich scharfen) Sauce daher und die frittierten Babytintenfischchen sind so hauchdünn paniert und zart, dass ich fast zusammen breche … Der gratinierte Ziegenkäse war leider etwas zu lange unter dem Salamander und somit eher flüssig. Jedoch können wir immer noch ahnen, wie es gemeint war. Nach einer angemessenen Pause ordern wir Scampi-Spieß (€ 3,80) und die Bacalhao-Kroketten (€ 3,00). Wobei der Scampi-Spieß meinem Begleiter etwas zu laff ist. Kann ich verstehen. Man bekommt die kleinen Scampi, die lediglich in heißem Knoblauch-Öl gegart werden. Schmackhaft, aber ohne Wumms. Die drei Fisch-Kroketten bestechen jedoch durch eine knusprige, aber ganz dünne Panade, kein Vergleich zu den Fertigteilen. Es fehlt uns zwischendurch ein Dip, wir fragen nach einer Aioli und bestellen weiteres Brot, um unter anderem auch den letzten Rest der unglaublich guten Sauce der wilden Kartoffeln gnadenlos zu vernichten. Der nette junge Mann meint, es gäbe zwar keine Aioli, doch etwas Ähnliches. Unsere Köpfe nicken bejahend, fast schon hörig. Und wir kommen in den Genuss einer nicht umhauenden, jedoch immer noch ansprechenden Knoblauchcreme, die den Scampi etwas Pep bringt. Und so sitzen wir und essen und reden und essen und trinken und trinken (er Bitburger vom Fass, ich Sagres aus der Flasche, das mit einem superniedlichen kleinem Glas gebracht wird, ist ja auch irgendwie ein "Mädchenbier") und reden und essen … Der Laden füllt sich mit der Zeit und damit kehrt auch die angenehme Atmosphäre ein, die wir anfangs in dem schwach besetzten kleinen Souterrain-Lokal vermissten. Am Neben-Vierertisch werden vier Fleischgerichte serviert. Das duftet verlockend und sieht so aus, wie ich es in den einfachen portugiesischen Restaurants gewohnt bin, nämlich ohne Gedöns. Es liegt am Schluss wohl gerade noch die Salat-Deko auf den Tellern. Als unser junger Mann beim Abräumen der ratzekahl abgeputzten Teller nachfragt, ob alles zur Zufriedenheit war, kommt da tatsächlich von dem einem Gast laut hörbar: "Nein, leider überhaupt nicht. Das Fleisch war viel zu trocken und es hat fad geschmeckt und es war zäh, einfach ungenießbar." Die anderen stimmten den Ausführungen ihres Freundes zu. Auch ihnen hatte es nicht geschmeckt. "Sorry, aber Du hast uns ja gefragt". Jeder Gastronom weiß, was ich nun denke … Der Kellner reagiert professionell, entschuldigt sich sehr höflich für den Fauxpas und bringt vier Schnäpse aufs Haus, ob sich diese „Reklamation“ auf die Rechnung ausgewirkt hat, kann ich leider nicht sagen. Ich hätte das Gericht nicht mehr heruntergenommen, komplett aufessen und dann motzen geht gar nicht. Vor allem frage ich mich, wie man „Ungenießbares“ in sich rein bekommt. Irgendwann brauchen wir noch ein Schälchen mit Oliven (€ 2,50), die sich von der herkömmlichen Supermarktware wohltuend unterscheiden. Wir unterhalten uns wunderbar. Es ist so entspannt, dass mir beim Lachen einmal ein sauber abgeleckter Olivenkern entfleucht, quer über den Tisch! Glücklicherweise treffe ich niemanden. Ist sowieso schon peinlich genug. :-) Schade, dass wir so satt sind, die Karte hätte noch das eine oder andere hergegeben. Vor allem noch einmal die "Lulas fritas". Gegen Ende bestellen wir einen Anisschnaps (€ 2,80, er) und einen Veterano (€ 3,20, ich) und erhalten mit der Rechnung das gleiche noch einmal, mit einem Augenzwinkern: "Einer geht immer noch". Der junge Mann weist uns zudem darauf hin, dass es jeden Montagabend "Tapas satt" gäbe. Das ist lieb, doch auch ohne diesen Hinweis komme ich wieder, auch an anderen Tagen. Die weiteren Gerichte, nicht nur die nicht geschafften Tapas, lesen sich nämlich verheißungsvoll. Ach ja, das Ambiente … Eher ein bisschen "Omas Stube", hier und dort wird mal etwas gemacht, die Sitzbänke scheinen neuer zu sein, nicht ganz makellos, aber doch eben neuer. Vorherrschend sind die Töne braun und beige … nicht mal im „Wittler-Style“. Schrecklich altmodische Lampen. Na und? So lange das Essen authentisch bleibt, können die meinetwegen auch noch zehn Jahre dort hängen bleiben. Die Waschräume wurden allerdings modernisiert und sind sehr sauber. PS: Wir sind mal wieder die letzten Gäste. Das spricht eindeutig für das Restaurant „Zur alten Flöte“, oder sieht das jemand anders? PPS: Es ist noch nicht zu Ende, dabei habe ich die Bewertung noch nicht einmal gepostet und muss sie schon aktualisieren. Ostersonntag sind wir mittags zur Lammkeule bei meinem Vater eingeladen, verweilen dort länger. Danach spazieren wir ausgiebig, nehmen irgendwo auf einer Terrasse noch ein Getränk und so gar nichts zieht uns nach Hause. Es ist 18.00 Uhr, die Kinder muss ich nach der Schilderung des vorherigen Abends nicht mehr locken. Wir schmeißen uns in die S1, fahren bis zum Hauptbahnhof, gehen die fünf Minuten bis „Zur Alten Flöte“ und bekommen auch noch einen Platz, obwohl das Restaurant zu so früher Stunde viel besser belegt ist als gestern. Heute sind zwei andere junge Männer im Service tätig, die Aufteilung ist aber wie gehabt. Eine "Hilfskraft", ein "Bestimmer". Beide sind supernett und aufmerksam. Doch welche Enttäuschung. Eine andere Karte als gestern, kleiner, einen winzigen Hauch teurer, der allerdings kaum spürbar ist und vor allem: keine Tapasauswahl, nur ein Vorspeisenteller (Tapas a Chef) für € 12,50. Nun gut, es ist eben Ostern. Kann ich verstehen, da hauen Restaurants oft ganz andere Dinger raus. Es ist immer noch günstig. Kurze Überlegung, ob wir wieder gehen sollen, wir wollen ja nur ein paar Tapas, wir hatten doch bereits mittags gut gespeist. Andererseits, am Ostersonntag? Wohin jetzt? Auf nörgelnde Kinder habe ich auch keinen Bock. Und die Tellergerichte lesen sich gut. Wir bleiben also. Die Jungs entscheiden sich für den Tapas-Vorspeisenteller, Miss-Mini-234NCM, die zur Zeit ja etwas krüsch ist, wählt den gegrillten Fleisch-Mix-Teller zu € 14,90 und ich nehme die Dorade, die mit € 15,50 aufgerufen wird. Schnell werden uns wieder ein großzügig bestückter Brotkorb und die Knoblauch-Butter serviert. Es dauert ein Weilchen, immer mehr Gäste trudeln ein. Auch Portugiesen! Als unsere Gerichte serviert werden, werden die Augen riesig. Der Tapas-Mix kommt nämlich auf diesen drehbaren Käsebrettern daher, die sind groß und die Bretter waren voll! In der Mitte jeweils ein Schälchen mit Zucchini-Scheiben (war nix für die Jungs, aber für mich in Ordnung), fünf Chorizo-Aufschnitt-Scheiben, fünf Schinkenscheiben, vier halbierte Käsescheiben, vier Scampi (die kleinen glasigen mit Augen), zwei Scampi im „Schlafrock“ (ohne Augen), zwei Fischkroketten, fünf Boquerones, vier große panierte Tintenfischringe und Knoblauch-Dip. Ich würde mal sagen, das ist reichlich für € 12,50, und ziemlich reichlich für eine Person. Leider stinkt die Qualität bzw. der Geschmack aber im Gegensatz zu gestern etwas ab. Die Fischkroketten und die Scampi im „Schlafrock“ sind langweilig. Der Käse haut mich ebenfalls nicht vom Hocker, er ist sagt mir zu, ist o.k.. Woher der leckere Schinken kommt, vermag ich nicht zu sagen, aber wir alle vier mögen ihn. Die Tintenfischringe … da bin ich eben kein Freund von. Auch die Panaden sind nicht mit denen Vortages vergleichbar. Es ist nun nicht schlecht, aber eben auch nicht so richtig gut. Dafür aber meine Dorade. Nach ihrem Tode wurde sie nicht zum zweiten Mal ermordet, sondern richtig toll gegrillt. Das Fischfleisch ist noch leicht glasig und sie lässt sich, im Gegensatz zu ihren armen, häufig fester als fest und trockener als trocken zubereiteten Artgenossen wunderbar zerlegen und mundet ausgezeichnet. Dazu werden sehr schmackhafte Röstkartoffeln serviert sowie bissbester Brokkoli. Ich finde es klasse. Auch Miss-Mini-234NCM ist ganz hingerissen von ihrem Steakteller. Wobei sie allerdings in Betracht der Größe der Portion ihr Putensteak einem ihrer Brüder im Tausch gegen Käse, Chorizo und Schinken überlässt, während sie sich am Rind gütlich tut. Sie zeigt mir begeistert, dass es innen noch rot ist und schließt beim Genuss hingebungsvoll ihre kleinen Äuglein. Auch das „Schweine-Stück“ ist gut zubereitet. Die dazu servierten handgeschnittenen Patatas fritas finden unser aller Beifall. Auf ihrem Teller liegen zudem noch eine gegrillte Chorizo und ein ebenso zubereiteter Speck, beides schafft sie einfach nicht mehr. Deshalb kommt der andere Bruder zum Zuge und jetzt ist dieser hin und weg. Die ungesunden 0,4-l-Getränke der Kinder kosten € 3,10 (mehr als o.k.), mein halber Liter Vinho Verde für € 8,00 ist etwas schwach auf der Brust, den hatte ich schon etwas intensiver, ich mag ihn aber trotzdem. Alles in allem, trotz der etwas enttäuschenden Tapas-Erfahrung am heutigen Abend bleibt es erst einmal bei den geplanten vier Sternen vom Sonnabend. Und es wird ganz sicher nicht lange dauern, bis wir wieder kommen und dann „freie Tapas-Auswahl“ haben. :-)