
Interview: Social Media für Restaurants
Online Marketing, insbesondere Social Media, ist in der heutigen Geschäftswelt nicht mehr wegzudenken. Doch lohnt sich Social Media auch für Restaurants? Wir haben hierzu Alexander Schwarz, Social Media Experte und Gastronom, in einem Telefoninterview befragt.
sk: Welche sozialen Netzwerke sind für Gastronomen relevant?
A. Schwarz: Es hängt stark davon ab, welche Inhalte Gastronomen veröffentlichen möchten. Wird eher Wert auf schöne Bilder gelegt oder stehen textliche Informationen im Vordergrund. Grundsätzlich spielt natürlich Facebook wegen der hohen Nutzerzahlen eine sehr große Rolle. Auch das soziale Netzwerk Google+ des Suchmaschinen-Giganten sollte natürlich in Betracht gezogen werden. Hier ist insbesondere die Verknüpfung mit dem Google+ Local Profil (eine Art Brancheneintrag bei Google) wichtig.Bei der zunehmenden Zahl der mobilen Suchanfragen auf dem Handy ist das Google+ local Profil meist die erste Information, die angezeigt wird. Sofern dieser Eintrag nicht gepflegt ist, ist es möglich, dass User, die nach einem bestimmten Restaurant suchen, keinen Eintrag bei Google finden.
sk: Wie sieht es mit Twitter aus?
A. Schwarz: Manche Restaurants nutzen Twitter gerne als Kommunikationskanal, um Reservierungen und Anfragen von Gästen entgegen zu nehmen. Die Betreuung ist allerdings sehr zeitintensiv.
sk: Lohnt es sich bei mehreren sozialen Netzwerken vertreten zu sein oder empfiehlt es sich den Fokus auf eine Plattform zu legen?
A. Schwarz: Natürlich kommt es vor allem auf das Zeitbudget des Gastronomen an. Es empfiehlt sich aber seine Konzentration auf eine bis wenige Plattformen zu legen, als überall ein bisschen vertreten zu seinund dafür nur halbe Sachen zu machen. Grundsätzlich gilt also: Lieber weniger, dafür qualitativ hochwertiger.
sk: Viele Restaurants verzichten mittlerweile auf eine eigene Homepage und präsentieren sich nur noch über Facebook & Co. Was sagen Sie dazu?
A. Schwarz: Es gibt zwei Gründe die gegen den Verzicht auf die eigene Homepage sprechen.
1) Stichwort Google-Ranking! Ohne eigene Homepage ist es schwer in den Google Trefferlisten vorne platziert zu sein.
2) Es sollte Gastronomen immer bewusst sein, dass Facebook oder auch andere Netzwerke nur Unternehmen sind, die nach ihren eignen Regeln spielen. Die Restaurantbetreiber haben keinerlei Anspruch darauf, dass die erstellte Profilseite so bestehen bleibt. Das bedeutet: Wenn Facebook auf Grund von neuen Richtlinien entscheidet, dass die eigene Restaurant-Profilseite vom Netz genommen werden muss, bestehen nur wenige Chancen dies zu verhindern.
sk: Welche Inhalte sollten Gastronomen in sozialen Netzwerken veröffentlichen? Wie aktiv sollten sie sein?
A. Schwarz: Wie aktiv ein Gastronom in sozialen Netzwerken sein sollte, ist abhängig davon, wie viel nützlicher Content zur Verfügung steht. Es ist sicherlich nicht sinnvoll sich den Content aus den Fingern zu saugen, nur um täglich etwas zu posten. Restaurants ohne wechselnde Speisekarte und Angebote werden sich beispielsweiße schwer tun jeden Tag sinnvolle Beiträge zu veröffentlichen. Wichtig ist die Authentizität und Qualität der Beiträge.
Beliebte Inhalte sind vor allem Speisebilder. Ein tolles Beispiel ist das Restaurant „Fette Ku“ in Köln, dass fast täglich ein Bild von einem leckeren Burger veröffentlicht, um die Lust auf Burger zu wecken.
sk: Facebook bietet mittlerweile auch die verschiedene Werbemöglichkeiten an? Lohnt es sich für Gastronomen diese Werbung zu nutzen, wenn ja – welche?
A. Schwarz: Neben der hohen Reichweite, die mit Facebook-Werbung erzielt werden kann, spricht zudem der niedrige Preis dafür. Bereits mit 30,00 – 50,00 Euro pro Monat können sehr gute Ergebnisse erzielt werden (im Gegensatz zur sehr teuren Printwerbung).
Bezüglich der Anzeigenformate kommt es darauf an, welche Inhalte der Gastronom bewerben möchte. Sehr beliebt sind die sogenannten Like Ads. Hier bekommen die User angezeigt, welche Seiten deren Freunde „liken“ oder abonnieren. Um spezifische Inhalte zu bewerben, eignen sich die klassischen Bilder-Anzeigen auf Facebook.
sk: Wie sollen Gastronomen auf negative Bewertungen und Kommentare in sozialen Netzwerken reagieren?
A. Schwarz: Grundsätzlich ist die kritische Sichtweise der Gastronomen gegenüber negativen Kommentaren natürlich nachvollziehbar. Sicherlich wäre es besser, wenn sich der Gast direkt im Restaurant beschweren würde, da die Handlungsmöglichkeit eine viel höhere ist. Gleichzeitig ist es aber die Aufgabe von Gastronomen sich mit negativen Kommentaren in sozialen Netzwerken auseinander zu setzen. Es empfiehlt sich daher auf negative Kritik zu antworten, diese anzunehmen und wenn möglich in Zukunft auch umzusetzen.
sk: Vielen fehlt das Know-How und vor allem die Zeit, um auf Facebook & Co. aktiv zu sein? Können Sie hier einen Tipp geben?
A. Schwarz: Sofern keine Zeit für regelmäßige Social-Media Aktivitäten besteht, sollte zumindest auf die Richtigkeit der Einträge geachtet werden. Gastronomen muss klar sein, dass ein fehlerhafter Eintrag (z.B. falsche Öffnungszeiten / Telefonnummer) im Netz vergleichbar mit einem falschen Eintrag im Telefonbuch ist. Egal ob es sich um ein Netzwerk oder um eine simple Suchmaschine handelt – um gefunden zu werden müssen die Daten korrekt und aktuell sein. Der Trend geht ganz klar dahin, dass die Gäste vermehrt online reservieren möchten, Anfragen senden und die Seiten direkt mit dem Handy aufrufen. Diesen Wandel müssen die Gastronomen mitgehen.
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass sich die Gastronomen in Deutschland oft sehr schwer mit dem Thema Marketing tun. Bei großen Restaurant-Ketten werden meist Anzeigen über die Fachpresse gestreut. Kleinere Restaurants setzen hingegen oft auf Mundpropaganda. Fundierte Marketingaktionen gibt es leider sehr wenige. Gerade bei wachsender Konkurrenz ist es aber natürlich immer wichtiger, sich im Internet gut und aufmerksamkeitsstark zu präsentieren.
Alexander Schwarz ist mit Herz und Seele Unternehmer. Seit über 20 Jahren ist er in der Gastronomiebranche tätig und hat bereits mehrere Unternehmen erfolgreich in den Markt eingeführt und etabliert.
Bei seiner Bar Niederlassung hat er im Jahr 2008 seine Nähe zur IT und den neuen Technologien genutzt. In Eigenregie baute er das Social Media Marketing auf. Mit Erfolg: In kürzester Zeit generierte die Niederlassung durch den Einsatz von Twitter, Facebook, Foursquare und weitere Kanäle wachsende Umsätze. Alexander Schwarz wurde als Pionier von Social Media Marketing in der Gastronomie über die Grenzen von München hinaus bekannt.
Seine eigene Erfahrung und sein umfangreiches Social-Media-Wissen bringt er gerne und mit großer Leidenschaft in seinen Beratungsprojekten ein. Außerdem tritt er als Redner auf Veranstaltungen rund um das Thema Social Media auf.
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