
Das Who-is-who des Keramik-Geschirrs. Porzellan, Steinzeug und Steingut im Direktvergleich
Tassen, Teller und Schüsseln werden immer vielfältiger. Egal ob für das eigene Restaurant oder Zuhause: Neben dem Dekor, das bis dato das Hauptunterscheidungsmerkmal war, solltest Du bei Deiner Kaufentscheidung auch das Material berücksichtigen. Unterschieden wird in Steingut- und Steinzeugware, die geradezu dazu prädestiniert sind, verwechselt zu werden, und in Porzellan. Was sich dahinter verbirgt, wie die Materialien gefertigt werden und vor allem wofür das Geschirr aus diesen Materialien am besten taugt, verrät dieser Beitrag.
Die Eigenschaften im Direktvergleich – wofür sind Steinzeug, Steingut und Porzellan auf dem Tisch zu gebrauchen?
Wo genau liegt eigentlich der Unterschied zwischen Steingut und „Stoneware“ (deutsch: Steinzeug)? Der Name Steinzeug ist an bestimmte Gütekriterien gebunden. Steinzeug darf sich, im Gegensatz zu Steingut, nur Geschirr nennen, das weniger als drei Prozent Wasser aufnehmen kann, was an der höheren Brenntemperatur liegt.
Typisches Steingutgeschirr trägt hier und da Handmalereien. Wer es anfasst, bemerkt schnell, dass Steingut besonders schwer und dick ist und vielleicht sogar etwas rustikal anmutet. Hinter dem Begriff Steingutgeschirr verbirgt sich Keramikgeschirr, das vom Hersteller gebrannt wurde. Oft wird es auch glasiert. Auch wenn das Geschirr schwer an Gewicht ist, ist es nicht unverwüstlich. Vor allem die Glasur kann splittern.
Das wichtigste Qualitätsmerkmal ist in diesem Zusammenhang also eine hochwertige Glasur. Sie schützt das poröse Material vor Flüssigkeiten, was in der Praxis auch bedeutet: Nur hochwertig glasierte Keramik-Tassen und Becher sind Mikrowellen- und Spülmaschinenfest. In Pubs, Bars und Kneipen wird gerne auf die rustikale, typische Steingut-Optik gesetzt. Doch nur hochwertiges Geschirr wird hier auf Dauer überleben und häufigen Spülmaschinengängen standhalten. Auch für das Café-Feeling zuhause solltest Du auf glasiertes Geschirr setzen, damit es auch morgen noch schön aussieht.

Porzellan ist im Direktvergleich feinporiger. Das liegt an dem klassischen Materialmix, der – historisch bedingt – aus Quarz, Feldspat und Kaolin besteht. Die hohen Temperaturen, bei denen Porzellangeschirr gebrannt werden, sorgen dafür, dass das Geschirr unporös und sehr haltbar wird – und dennoch vergleichsweise filigran und fein bleibt.
Wo Porzellangeschirr zum Einsatz kommen darf, hängt von den Details ab: Meist ist Porzellangeschirr mikrowellen- und spülmaschinenfest. Die Ausnahme bilden Teller und Tassen, die einen Rand aus Platin, Gold oder Silber haben. Diese Metallbestandteile dürfen nicht in die Mikrowelle. Spülmittel und Geschirrspüler auf Zitronenbasis könnten das Metall zudem verändern. Für besondere Anlässe ist verziertes Porzellan mit Metall-Highlights am Rand dennoch die richtige Wahl. Die passenden Gläser dürfen auf Deiner Festtagstafel auch nicht fehlen. So wird der gedeckte Tisch zum Gesamtkunstwerk.
Brenntemperatur, Dichte, Schmutzanhaftung – so unterscheiden sich die Materialien
Die Brenntemperatur der Keramikarten steigt in dieser Reihenfolge: Steingut, Steinzeug und Porzellan. Das heißt in Zahlen ausgedrückt: Steingut kommt bei 900 bis 1.200 Grad in den Keramikofen, Steinzeug bei 1.200 bis 1.300 Grad und Porzellan bei bis zu 1.500 Grad Celsius. Eng mit der Brenntemperatur verbunden ist auch die Dichte des Materials. Während Steingut (ohne Glasur) sogar als porös eingestuft wird, ist Porzellan extrem dicht und damit auch widerstandsfähig. Mit Blick auf das Dekor bilden Steingut und Steinzeug die Gruppe der Materialien, die unterhalb der obersten Glasur ihre kreative Gestaltung bekommt, wohingegen Porzellan auf der äußersten Glasurschicht bemalt wird.

Bezüglich der Alltagstauglichkeit können Steinzeug- und Steingutartikel besser punkten. Gerade bemaltes Porzellan ist weniger für den Alltagsgebrauch geeignet. An Steinzeug- und Steingutartikeln haftet der Schmutz, wegen der ebenen Glasur, deutlich weniger stark als bei Porzellan. Unterschiede lassen sich auch in Optik und Haptik festmachen: Porzellan ist dünnwandiger und wirkt somit edler. Auf dem Kaffeetisch kommt das besonders filigrane Geschirr deswegen besonders gut zur Geltung. Steinzeug und Steingut sind hingegen deutlich dickwandiger und können, je nachdem, in welchen Formen und Farben sie hergestellt werden, gemütlich, aber auch modern wirken.
Zwischen Alltagsgeschirr und hochkarätiger Tischkultur
Die Geschirr-Wahl für die eigene Familie fällt immer häufiger auf Steingut oder Stoneware. Rein preislich betrachtet sind Steinzeug und Steingut nämlich erschwinglicher als Porzellan. Das trägt nicht umsonst den Beinamen „weißes Gold“. Denn das hochwertigere Material hat seinen Preis und ist damit im Einkauf oft teurer. Porzellan kommt eher im Restaurant oder zu Festtagen auf den Tisch, als auf den Frühstückstisch zuhause.

Das „älteste“ Geschirrmaterial ist übrigens das Steingut. Überlieferungen zufolge soll Steingut-Geschirr bereits 3.000 Jahre vor Christi Geburt in Mesopotamien gefertigt worden sein. Auf diese Zeit reicht die Datierung der Erfindung der Töpferscheibe zurück. Zum Vergleich: Steinzeug wurde erst im zweiten Jahrhundert nach Christus gefertigt. In dieser Zeit entstanden Öfen, die sich auf über 1.000 Grad Celsius erhitzen ließen. Porzellan reiht sich in der Historie auf dem jüngsten Platz ein. Erst im 7. Jahrhundert wurde das Material Kaolin erstmals entdeckt, das nicht nur die typisch weiße Farbe von Porzellan hat, sondern mit Quarz und Feldspat im Materialmix das heute bekannte Porzellan entstehen ließ.
In Europa wurde das Porzellan erst Jahrhunderte später entdeckt. Marco Polo soll es um das Jahr 1300 herum über die einst berühmte Seidenstraße nach Europa transportiert haben. Die zweite Geburtsstunde des Porzellans, also quasi die europäische Geburtsstunde, kann auf die Jahre 1708 und 1709 datiert werden. Johann Friedrich Böttger soll in einem Forschungslabor die Zusammensetzung von Porzellan erforscht und festgelegt haben. Erst ein Jahr später stand die Zusammensetzung der typischen Glasur fest.
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2 Kommentare
Arno
Interessanter Beitrag. Allerdings hätte ich dazu eine Frage: Wir haben verschiedene Keramiktassen im Gebrauch. Das sind Becher, keine filigranen Porzellantassen. Diese Tassen sind unterschiedlich schwer, manche regelrecht unangenehm schwer. Woher kommen diese Gewichtsunterschiede bei etwa gleich großen Tassen?
Nico Märzhäuser
Hallo Arno,
vielen Dank für deinen Kommentar und deine Nachfrage.
Es kann durchaus sein, dass es sich bei deinen Tassen auch um Porzellantassen handelt. Dafür spricht auch das deutlich höhere Gewicht. Porzellan und Keramik sehen sich zum Teil zum Verwechseln ähnlich.
In der Regel unterscheidet sich das Gewicht zwischen Keramiktassen kaum oder nur gering. Dies liegt zum einen an der Dicke der Tassen und am Brenngrad des Keramiks.
Liebe Grüße!
Nico von Speisekarte.de