Wusstet ihr schon... ?

Krummes Obst und Gemüse – kann man das noch essen?

Das sieht ja schräg aus! Unförmige Tomaten, Karotten mit zwei Beinen oder krumme Gurken? Viele Lebensmittelhändler sträuben sich noch immer davor, diese krummen Dinger in ihr Sortiment aufzunehmen. Aus Angst, der wählerische Kunde greift doch lieber zur optisch ansprechenderen Alternative. Dabei verändern diese kleinen Schönheitsfehler weder den Geschmack noch büßen sie an Qualität ein. Würden solche Außenseiter also wieder vermehrt in den Blick der Verbraucher rücken, würden sie vielleicht ihren Status als Sonderlinge schon bald verlieren. Über eine krumme Banane wundert sich ja auch niemand mehr!

Karotten mit drei Beinen? Gibt´s das?

Wer schon mal Karotten aus dem Garten geerntet oder einen Apfel vom Baum gepflückt hat, der weiß, dass diese Exemplare wenig mit ihren Artgenossen zu tun haben, die sich in den Körben und Regalen der Supermärkte stapeln. Denn die Natur kennt keine Schönheitsfehler, ein Apfel hat Dellen, Karotten haben schon mal zwei Beine und Gurken wachsen nicht kerzengerade. Dieses Wissen ist uns jedoch leider mit der Zeit abhanden gekommen und solche Sonderlinge werden nicht selten radikal aussortiert. Die Zahlen sind erschreckend! In Deutschland finden rund 18 Millionen Tonnen Lebensmittel relativ schnell ihren Weg in den Müll, davon wirft etwa 40 Prozent der Endverbraucher weg. Der Rest geht auf Kosten der Wertschöpfungskette – vom Produzenten über den Händler bis hin zum Verbraucher. Ist der Apfel also nicht wirklich rund, die Gurke gar gebogen oder die Tomate nicht perfekt rot, so landen sie nicht auf unseren Tellern, sondern werden bestenfalls noch zur Tierfutter verarbeitet, dies gilt hauptsächlich für unförmige Kartoffeln, oder landen bald aussortiert im Müll.

Was hat es auf sich mit dem Schönheitswahn der Lebensmittelindustrie?

Für den Verkauf und die Vermarktung von Obst und Gemüse müssen in der EU staatliche Vermarktungsnormen eingehalten werden, die sicherstellen, dass frisches Obst und Gemüse in einem perfekten Zustand und von vermarktbarer Qualität sind. Neben den EU-Vorschriften gibt es zudem die Anforderungen des Handels, die sich nach dem jeweiligen Unternehmen richtet. Und diese können oft sogar strenger ausfallen als die EU-Normen.

Tatsächlich aber werden schräge Früchte und krummes Gemüse durchaus in den EU-Vermarktungsnormen toleriert. Aus dem Toleranzbereich fallen lediglich Obst und Gemüse, das beispielsweise Verhärtungen im Fruchtfleisch oder faule Stellen aufweist, um den Verbrauchern ein einwandfreies Produkt zu garantieren. Ist die Qualität und somit die Verzehrbarkeit nicht eingeschränkt, können die Produkte in der allgemeinen Vermarktungsform, in Klasse II oder in der Toleranz der Klasse II, durchaus vermarktet werden. Dies bedeutet also, dass der Handel durchaus auch schräge Gurken und krumme Kartoffeln im Sortiment führen könnte.

Allgemein fallen in einer fachkundigen Produktion eine geringe Menge an Obst und Gemüse nicht mehr in den Toleranzbereich. Selbst im diesjährigen, äußerst heißen und trockenen, Sommer weist das Obst und Gemüse wenige, durch die Witterung verursachten, Mängel auf.

Ein Umdenken ist angesagt!

Sowohl Verbraucher als auch Händler müssen also unbedingt umdenken und sich den krummen Dingern annehmen, die sogar noch nach allgemeinen EU-Richtlinien vermarktet werden könnten. Bioläden machen es vor, unabhängige Start ups ziehen vermehrt nach – unsere schrägen Außenseiter müssen gerettet werden! Zu diesen zählen, als eine der ersten Unternehmen in Deutschland, Culinary Misfits aus Berlin. Aber auch die Münchner haben sich schnell angeschlossen und verschicken Gemüseretterboxen mit außergewöhnlich aussehendem Inhalt. So das Münchner Start up Etepetete. Weitere Unternehmen wie Querfeld oder Rübenretter nehmen sich ebenso den krummen Außenseitern an.

So dürfen also Zitronen und Orangen durchaus auch mal grüne Stellen haben, obwohl sie längst reif sind und Karotten schmecken auch mit zwei oder drei Beinen wie Karotten eben schmecken sollen. Der Schönheitswahn hat in der Lebensmittelindustrie also nichts zu suchen!

Ob krumm oder gerade, hier schmeckt alles: speisekarte.de.

Ein Kommentar

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert