
Einblick in die Gastronomie: Steuerveränderungen 2017 (Interview)
Der Beginn eines neuen Jahres ist immer mit Veränderungen verbunden. Eine grundlegende Änderung für die Gastronomie ist die Umstellung von elektronischen Aufzeichnungssystemen, z.B. elektronischen Registrierkassen. So verändern sich ab dem 1. Januar 2017 die Aufbewahrungspflichten für digitale Unterlagen. Eine Übersicht zu den verschiedenen Steuerveränderungen finden Sie am Ende dieses Artikels (zur Übersicht). Wie sich diese Veränderungen auf einen Gastronomiebetrieb auswirken könnten, erfahren Sie in diesem Interview mit Anna Kocher.
Anna Kocher ist Juniorchefin im Gasthof Blumenthal in Spalt. Das Restaurant wurde 1873 eröffnet und ist seitdem in Familienbesitz. Es wurde bereits mehrfach mit einem Bib Gourmand ausgezeichnet und zählt zu einem der beliebtesten und bekanntesten Restaurants im fränkischen Seenland. Frau Kocher hat sich bereit erklärt, uns einige Fragen zu den Folgen der Steuerveränderungen für das Gasthof Blumenthal zu beantworten.
speisekarte.de: Hallo Frau Kocher! Vielen Dank, dass Sie Zeit für dieses Gespräch gefunden haben. Was würden Sie sagen ist die größte Veränderung, die durch die Umstellung elektronischer Registrierkassen auf Sie zukommt?
Anna Kocher: Durch die Umstellung müssen zukünftig alle Buchungsvorgänge lückenlos aufgezeichnet und für zehn Jahre unveränderbar abgespeichert werden. In unserem Fall bedeutet das, dass wir ein neues Kassensystem anschaffen müssen, um die Anforderungen des neuen Gesetzes erfüllen zu können.
speisekarte.de: Ein neues Kassensystem? Das hört sich nach einer kostenintensiven Anschaffung an?
Anna Kocher: In der Tat. Wir hatten leider das Pech, dass eine Nachrüstung unseres bisherigen elektronischen Kassensystems keine Option war. Und da unser Kassensystem schon weit vor 2010 eingeführt wurde, mussten wir ein neues System einführen.
speisekarte.de: Welche Herausforderungen sind mit der Einführung eines solchen Systems verbunden?
Anna Kocher: Zunächst müssen alle Gerichte in dem System hinterlegt werden. Erst dann ist die Kasse voll funktionsfähig. Außerdem müssen die Mitarbeiter geschult werden, damit ein reibungsloser Ablauf zu Stoßzeiten garantiert werden kann.
speisekarte.de: Das hört sich sehr zeitaufwendig und kostspielig an. Sehen Sie denn auch Vorteile durch diese Veränderung?
Anna Kocher: Unser neues Kassensystem bietet selbstverständlich auch einige Vorteile. Bei unserem alten Kassensystem konnten die Gerichte nur als Nummern gespeichert werden. Dadurch war das Anlernen von neuen Bedienungen häufig ein langwieriger Prozess. Jetzt können Nummern und Namen hinterlegt werden, sodass unsere neuen Mitarbeiter nicht mehr die zugeordneten Nummern zu den Gerichten wissen müssen. Das spart viel Zeit und verringert auch die Fehler bei der Eingabe der Gerichte. Außerdem eröffnen sich uns neue Möglichkeiten. So können wir beispielsweise Ordermen [mobile Eingabegeräte für Bestellungen, Anm. d. Red.] einsetzen und auch die Speicherung der Daten hilft uns dabei, unsere Tageskarte besser auf die Wünsche der Gäste abzustimmen.
speisekarte.de: Sie wirken sehr positiv gestimmt. Dennoch habe ich noch eine abschließende allgemeine Frage: Wie denken Sie, dass sich die Steuerveränderungen auf die Zukunft der Gastronomie auswirken werden?
Anna Kocher: Ich bin der Meinung, dass wir von dem neuen Kassensystem vorwiegend profitieren werden. Dennoch befürchte ich, dass sich einige Restaurantbesitzer aus der Gastronomie zurückziehen könnten. Der Aufwand und die Kosten der Umstellung könnten für diese einfach zu hoch sein. Das wäre natürlich sehr schade.
speisekarte.de: Da können wir Ihnen nur zustimmen. Vielen Dank für das nette Gespräch. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für 2017!
Eine Übersicht über die verschiedenen Steuerveränderungen 2017 finden Sie in der nachfolgenden Grafik:
Quelle der Infografik: Bundesfinanzministerium (1, 2)
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