
Was ist eigentlich Lahmacun?
Merhaba! Ich heiße Kübra und absolviere bei speisekarte.de ein achtwöchiges Praktikum. Meine Eltern sind beide aus Gaziantep (Antep), einer wunderschönen Stadt in Südostanatolien. Wie jedes Land hat auch die Türkei seine eigene, besondere Küche. Wussten Sie aber, dass die vielseitige Küche von Region zu Region sehr verschieden ist? Deshalb möchte ich Ihnen in folgendem Artikel die Köstlichkeiten meiner Heimatstadt näher bringen. Haben Sie sich jemals gefragt, woher die türkische Pizza (Lahmacun) oder das Baklava genau kommen? Hier ist die Antwort: aus Gaziantep.
Gaziantep ist abgesehen von seiner Schönheit auch wegen der Esskultur sehr beliebt. Mit seinem Lahmacun, seinem „Icli“ Köfte und weiteren Gerichten hat sich die Stadt international einen Namen gemacht. Die Spezialitäten haben sich zuerst in Istanbul und danach auf der ganzen Welt etabliert. Wenn es um die Küche Gazianteps geht, kommen einem als erstes Baklava, Cig Köfte, Pistazien und vor allem die scharfe Würzung in den Sinn.
Der Lahmacun, auch türkische Pizza genannt, ist ein Imbiss aus dünnem Fladenbrot mit Hackfleisch, feingehacktem Gemüse und diversen Gewürzen. Lahmacun wird meistens in den Variationen „scharf“ und „normal“ angeboten. Auch die Icli Köfte ist eine begehrte Köstlichkeit. Es handelt sich um mit Hackfleisch gefüllte Weizenklößchen, welche nicht im Wasser gekocht, sondern frittiert werden. Außerdem möchte ich noch einen Geheimtipp verraten: Wenn Sie demnächst nach Antep fliegen oder ein türkisches Restaurant besuchen sollten, dann ist „Ali Nazik“ sehr empfehlenswert. Das sind Auberginen, die mit einem Püree aus Joghurt, Knoblauch, Gewürzen und Rind- bzw. Lammfleisch serviert und mit ausgelassener Butter und Paprika übergossen werden. Das Highlight zu jedem Gericht und unverzichtbar ist das Chili. Die Menschen aus Antep lieben das Scharfe, am liebsten durch Gewürzmischungen mit Chili oder diese Mischung vermengt mit Olivenöl. Auch Dolma findet man sehr oft auf den Esstischen Anteps, es sind mit Fleisch und Reis gefüllte Auberginen, welche mit Joghurt und Antep-Fladenbrot sehr gerne verspeist werden. Dann gibt es noch den Cig Köfte, der in den südöstlichen Provinzen der Türkei sehr beliebt ist. Dieses kalte Gericht, das sehr gerne bei plötzlichem Besuch oder schnellem Hunger zubereitet wird, besteht aus kräftig gewürzten Bällchen aus rohem Fleisch, Bulgur, Zwiebeln und Wasser, welche so lange durchgeknetet werden, bis eine Masse mit weicher Konsistenz entsteht. Anschließend werden Rindfleisch, feiner Bulgur, Zwiebeln, Knoblauch, gemahlenen Kreuzkümmel, schwarzer Pfeffer, Salz, gemahlener Koriander, scharfes Paprikagewürz, Minze, Petersilie, Lauchzwiebeln und nach Wunsch auch Granatapfelsirup und Isot (Chilischoten) mit hinein gegeben und alles wird so lange vermengt, bis man es zu kleinen, mundgerechten Kugeln formen kann. Das sogenannte Antep Meze ist auch eine leckere Delikatesse. Dabei handelt es sich um eine sehr scharfe, fruchtige Gemüse-Salsa, welche auf Fladenbrot gestrichen und so gesessen wird. Das Fladenbrot „Tirnakli Ekmek“ in Antep sieht dem uns bekannten Fladenbrot etwas ähnlich, ist aber kleiner, dünner und trägt kästchenförmige Muster, die vor dem Backen mit den Fingern hinein gedrückt werden.
Kommen wir zu den Süßspeisen. Ein Zuckerschock, welchen man nicht so leicht los wird, ist der Baklava. Er besteht aus 40-80 Schichten dünnem Blätter- bzw. Filoteig, zwischen denen gehackte Pistazien verteilt werden. Am Ende wird er nach dem Backen mit einem Zuckerwasser-Sirup übergossen, welches dem Gebäck seinen süßen Geschmack verleiht. In Antep sind die Pistazien einer der wertvollsten Schätze und werden weltweit exportiert.
Für die Kochfreudigen unter euch haben wir natürlich wieder einige Rezepte zur Verfügung. Esma’s Leckereien erklärt in diesem Rezept, wie ihr euer eigenes Lahmacun von Grund auf zubereitet. Für Ezme findet ihr im Blog AyÅŸenputtel eine entsprechende Anleitung und wer sich einmal an einer süßen Leckerei versuchen möchte, findet hier ein angeblich kinderleichtes Baklava-Rezept. Gerne hören wir von euren Erfolgen.
P.S. Es gibt noch so viele andere Gerichte und Nachspeisen, die man einfach probieren muss.
Und nun wünsche ich euch: Afiyet olsun/Guten Appetit!
Bild von Rainer Zenz lizenziert als CC BY-SA 3.0
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