
Jodiertes Speisesalz – gesundheitsfördernd oder ein Risiko?
Es wird unter Wissenschaftlern diskutiert und die Meinungen unter Ernährungsberatern und Privatleuten gehen weit auseinander. Es geht um die Jodierung von Speisesalz. Einige befürchten eine sog. Jodschwemme, die Regierung hält die Zuführung von Jod für unerlässlich. Viele Salzhersteller bieten mittlerweile ihre Produkte mit und ohne zugeführtes Jod an, um allen Wünschen gerecht zu werden. Kein Wunder, dass es da in der Bevölkerung zu Verwirrung kommt. Wir haben die wichtigsten Infos rund ums Jod einmal zusammengefasst, um ein wenig für Klarheit zu sorgen.
Was ist Jod und wofür brauchen wir es?
Erst einmal ist es interessant zu wissen, was Jod überhaupt ist und wozu unser Körper es braucht. Jod ist ein essentielles Spurenelement, das natürlich auftritt und für Mensch und Tier lebensnotwendig ist. Es ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone, welche sowohl die Stoffwechselwege und den Grundumsatz regulieren, als auch das Wachstum steuern. Der tägliche Jodbedarf eines Erwachsenen liegt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bei 200 Mikrogramm (Jodzufuhr: Empfohlene Werte nach Altersgruppen). Der minimale Jodbedarf, also die Dosis, die man mindestens braucht, um Mangelerscheinungen zu vermeiden, liegt bei einem Mikrogramm Pro Kilogramm Körpergewicht, bzw. bei 60 – 120 Mikrogramm täglich. Allerdings sind diese Werte individuell variabel und vor allem die angegebene Maximaldosis schwankt stark, je nach Organisation oder Bericht, zwischen 200 und 1000 Mikrogramm pro Tag.
Warum wird Speisesalz jodiert?
Deutschland ist ein relativ jodarmes Gebiet, was mit verschiedenen Faktoren, z.B. dem Bodentyp, zu tun hat und regional variiert. Aufgrund dieser Jodarmut kommt es zu einer Mangelversorgung bei Mensch und Tier, welche zu verschiedenen Krankheiten, vor allem der Kropfbildung (Schwellung der Schilddrüse), führen kann. Um diese gesundheitlich nachteiligen Folgen zu vermeiden ist eine ausreichende Versorgung mit Jod unerlässlich. Deshalb wurde 1976 jodiertes Speisesalz in Deutschland eingeführt, in der Schweiz wird dieses bereits seit 1922 verwendet. Mittlerweile verwenden rund 80 Prozent der Haushalte und viele Lebensmittelhersteller und Gastronomiebetriebe Jodsalz. Die Jodversorgung ist dadurch so gut, dass keine Rückschlüsse mehr von Jodmangel auf eine jodarme Region gezogen werden können und die Erkrankungen in Folge von Mangelversorgung deutlich zurück gegangen sind.
Kommt es in Deutschland zur Jodschwemme?
Kritiker der Verwendung von jodierten Produkten warnen vor einer „Jodschwemme“. Dies begründen sie damit, dass Jod nicht nur in Salz zugesetzt wird, sondern sich auch in Fertiggerichten findet. Außerdem wird jodiertes Tierfutter in der Landwirtschaft verwendet, weshalb auch tierische Produkte wie Milch, Eier und Fleisch einen erhöhten Jodgehalt aufweisen. Zwar ist die Jodierung bei abgepackten Produkten gekennzeichnet, bei offenen Produkten wie Käse, Wurst, usw. allerdings nicht. Kritiker der Jodsalzprophylaxe argumentieren, dass die Jodierung nicht mehr kontrolliert und für jedermann berechenbar und gegebenenfalls vermeidbar ist. Menschen, die aufgrund einer Allergie oder Krankheiten Jod meiden sollten, haben kaum eine Möglichkeit in Deutschland produzierte Produkte gefahrlos zu konsumieren. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (Fragen und Antworten zur Jodversorgung und zur Jodmangelvorsorge) ist es aber möglich, die Aufnahme von Jod mit Hilfe von Lebensmitteltabellen gut einzuschätzen, auch wenn eine genaue Errechnung nicht möglich ist. Es wurde zwar bei Untersuchungen festgestellt, dass einige Menschen zu viel Jod zu sich nehmen, was auch ohne Krankheit oder Allergie schädlich ist, allerdings kann von einer Jodschwemme nicht die Rede sein. Vor allem werden durch die Jodierung Mangelerkrankungen vermieden und nicht jodiertes Speisesalz und jodfreie Produkte sind für Allergiker und alle, die zugesetztes Jod meiden möchten, durchaus erhältlich.
Egal ob Befürworter oder Gegner der Jodsalzprophylaxe, der Rückgang der Unterversorgung mit Jod und der daraus resultierenden Krankheiten ist nicht zu leugnen. Für eine Einschätzung zukünftiger Entwicklungen in Sachen Jod liegen leider noch zu wenige aussagekräftige Studien vor, was sich aber sicher noch ändern wird. Nachteilig ist es definitiv, dass tierische Produkte, die durch die Fütterung jodierter Futtermittel einen erhöhten Jodgehalt haben, ebenso wie einige Getreideprodukte, nicht eindeutig gekennzeichnet sind. Auch die Verwendung von Jodsalz in der Gastronomie muss nicht angegeben werden. Das ist für Menschen, die an einer Schilddrüsenüberfunktion oder einer Allergie leiden, sehr nachteilig. Allerdings wurde zumindest was tierische Produkte angeht bereits reagiert und die Obergrenzen für die Jodierung des Tierfutters für Hühner und Kühe wurde per EU-Verordnung halbiert. Alles in allem steht fest, das Jod essentiell für unseren Organismus ist und eine Überversorgung bei einem vernünftigen Umgang mit Salz und tierischen Produkten unwahrscheinlich ist. Welches Salz man nun in der heimischen Küche verwendet, das bleibt zum Glück jedem selbst überlassen.
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2 Kommentare
Christoph
Es ist für viele Menschen nicht gut, Jod zu sich zu nehmen und für gesunde Menschen auch nicht mehr wirklich nötig. Heute sind wir mit Jod überversorgt und Krankheiten wie Hashimoto deshalb auf dem Vormarsch.
Charlene
Jod ist mittlerweile in ausreichender Form in allen Nahrungsmitteln enthalten. Deshalb ist es nicht nötig extra jodierte Produkte zu kaufen. Das führt lediglich zu einer Überversorgung.