
Pay-What-You-Want: Ein neues Preissystem erobert den deutschen Markt!
Immer mehr Betriebe wie Museen, Tierparks und auch Restaurants lassen ihren Kunden freie Hand beim Bezahlen. Das Modell „Pay-What-You-Want“ (PWYW) kennt keine Untergrenze, der Kunde zahlt genau so viel, wie ihm die Dienstleistung oder das Produkt wert ist. Es kann sogar gar nichts bezahlt werden. Doch hat dieses Modell Zukunft, oder siegt der Geiz der Konsumenten?
Wie funktioniert Pay-What-You-Want?
Bisher scheint es sich für viele Betriebe zu lohnen, PWYW anzuwenden. Der Zoo in Münster beispielsweise wendete das innovative Preissystem an, um in den Umsatzschwachen Monaten Dezember und Januar Geld in die Kasse zu bringen. Zwar zahlten viele Besucher weniger als den Standartpreis, jedoch lockte das Angebot so viele Gäste an, dass der Umsatz im Dezember 2012 höher war als in jedem Winter zuvor (Quelle: Allwetterzoo Münster).
Mit diesem Experiment steht der Zoo Münster allerdings nicht alleine da. Sogar der Konsumriese Procter & Gamble bediente sich schon des Preismechanismus PWYW für seine Rasierklingen. Ebenfalls findet man immer häufiger Restaurants und Bars, die auf Festpreise verzichten und die Besucher entscheiden lassen, beispielsweise in Frankfurt und Melbourne und auch Museen machen gerne von der neuen Idee Gebrauch. Das Museum Alexander Koenig in Bonn erzielte mit dem partizipativen Preismechanismus im Schnitt sogar höhere Eintrittspreise als mit den eigentlichen Standartpreisen.
Trotz allem ist das System noch nicht gut erforscht. Wissenschaftler sind gerade dabei, die Auswirkungen eines solchen Modells zu untersuchen. Das größte Manko ist es wohl, dass der Betrieb sich auf die Großzügigkeit und Fairness der Kunden verlassen muss. Diese sollen zwar den Preis zahlen, den sie für das in Anspruch genommene Produkt oder die Dienstleistung für angemessen halten, jedoch gibt es keine Untergrenze, was im schlimmsten Fall ungestraft ausgenutzt werden könnte. Für Luxushotels wie zum Beispiel das Jumeirah Frankfurt mit seinen außergewöhnlichen Restaurants oder Anbieter exklusiver Produkte und Dienstleistungen anderer Branchen ist dieses Modell allerdings sicher nicht passend.
Nichts desto trotz funktioniert das Modell als Kundenmagnet aber auf jeden Fall. Die Innovation lockt neue Besucher an, erregt Aufmerksamkeit und ist somit eine gute Werbung. Außerdem kann es saisonal Lücken in der Kasse stopfen, wie im Fall des Zoos Münster. Aber funktioniert PWYW auch längerfristig für die Unternehmen? Viele Marketingexperten sehen ein großes Potential darin, dem Konsumenten das Zepter in die Hand zu geben. Umfragen haben ergeben, dass viele es vorziehen, den Preis einer Ware oder Dienstleistung selbst festzulegen. Diese Macht der Kontrollausübung kann sogar dazu führen, dass höhere Umsätze erzielt werden als mit Festpreisen. Vielleicht macht das Vertrauen der Betriebe die Kunden ja großzügig, vielleicht zahlen sie aber auch einfach den Preis, den sie für angemessen halten, auch wenn dieser über dem Standartpreis liegt.
Alles in allem hat PWYW sicher eine Chance verdient. Letztendlich liegt es in der Hand der Konsumenten, zu denen wir alle zählen, ob Betriebe damit überleben können oder nicht. Immer den Preis zu zahlen, der angemessen scheint und somit Dienstleistungen und Produkte selbst direkt zu beurteilen ist aber auf alle Fälle erstrebenswert, sowohl für Kunden also auch für Anbieter, die damit ein direktes Feed-Back von den Kunden bekommen.
Weitere Infos sowie zahlreiche Praxisbeispiele finden Sie auch im Quell-Artikel von Zeit online – Zahl, so viel du willst!
Bildquelle: Homepage des Restaurants „Lentil as anything“ in Melbourne (AUS)

Was isst man in Namibia?
Das könnte dich auch interessieren

Eine kleine Geschichte der Speisekarte [Gastartikel]
14. Januar 2014
Der Traum vom eigenen Imbiss
16. September 2019